Der Soundtrack meines Lebens

VISIONS

VISIONS-Redakteur Jan Schwarzkamp nimmt den Hörer mit auf eine Reise durch das musikalische Leben seiner Gäste. Die fällt mal nerdig, mal erhellend und immer persönlich aus. Ein Austausch zu Popkultur im Allgemeinen und ein Blick auf das Leben unserer Gäste durch die Linse der Musik im Speziellen. read less

Anna Loos
2d ago
Anna Loos
Geboren wird Anna Loos im November 1970 in Brandenburg an der Havel. Sie tanzt als Kind Ballett, finanziert sich später vom Taschengeld Gesangsunterricht und tritt auf im Look einer Punkerin mit ihrer Band Leck mich am Arsch. Mit 17 Jahren flüchtet sie über die Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich aus der DDR in die BRD. Sie spielt weiterhin in Bands, feilt an ihrem Gesang, wird Teil einer Big Band, mit der sie unter anderem in Kanada tourt. Ab 1992 macht Loos eine Ausbildung an der Stage School of Music, Dance and Drama – und so kommt sie allmählich zur Schauspielerei. Es folgen Comedy- und Kabarettshows, sie macht im Musical „Grease“ mit. 1998 hat sie ihr Kinofilmdebüt mit „Das Mambospiel“ von Michel Gwisdek. Ab da ist sie regelmäßig im TV und Kino zu sehen – etwa im Medizin-Horrorthriller „Anatomie“, für den sie auch den Titelsong einsingt. 2000 gewinnt sie den Darstellerpreis des Fernsehfilmfestivals Baden-Baden für ihre Rolle als Rocksängerin Rita in „Halt mich fest!“. Hier ist sie zu sehen an der Seite ihres späteren Ehemanns Jan Josef Liefers. Mit ihm hat sie zwei Töchter. Seitdem ist sie gerade aus dem TV nicht mehr wegzudenken, hat in circa 38 weiteren Filmproduktionen und 22 Serien-Produktionen mitgemischt, darunter auch die obligatorischen Tatort-Auftritte. Als „Helen Dorn“ verkörpert Loos seit 2014 die gleichnamige Hauptkommissarin in der ZDF-Kriminalfilmreihe. Trotz all ihrer Film- und Fernsehengagements schafft Loos es, weiterhin als Sängerin aktiv zu sein. Von 2005 bis 2016 ersetzt sie die 1996 verstorbene Tamara Danz bei der ostdeutschen Rockband Silly. 2019 veröffentlicht sie ihr Debütalbum „Werkzeugkasten“, und am 2. Juni ist ihr zweites Album „Das Leben ist schön“ erschienen.
Albrecht Schrader
10-05-2023
Albrecht Schrader
Albrecht Schrader ist 1983 in Hamburg zur Welt gekommen und im behüteten Westen der Stadt, in Nienstedten aufgewachsen. 2006 landet er in Köln, wo er Musik-, Theater-, Film-, Fernseh- und Literaturwissenschaft studiert. Für drei Jahre, von 2016 bis Anfang 2019 leitet er zusammen mit Lorenz Rhode das für Jan Böhmermanns Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ gegründete Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld – das 2019 sogar für den Grimme Preis nominiert wird. Albrecht Schrader ist eine Weile auch Moderator und Gastgeber der „Galerie Decadence“, einem musikalischen Unterhaltungsformat in Köln. Bevor er Köln 2019 den Rücken gen alter Heimat Hamburg kehrt, hat er sich als Solomusiker etabliert. Sein erstes Soloalbum „Nichtsdestotrotzdem“ erscheint 2017, 2020 folgt das autobiografische zweite Album „Diese eine Stelle“. Dafür co-gründet er das Label Krokant. Außerdem ist Schrader so etwas wie eine „Hired Gun“ – als Multiinstrumentalist und Komponist hilft er im Studio oder auf der Bühne bei Peter Doherty, Herrenmagazin, Krakow Loves Adana und Anajo aus – und mit Taka-Takaz und Lambda 77 betreibt er noch zwei Bandprojekte. Zuletzt ist am 20. Januar Albrecht Schraders drittes Soloalbum „Soft“ erschienen. Darauf: zehn Songs zwischen Chamber Pop und Easy Listening, Singer/Songwriter-tum, augenzwinkerndem Indie, Soul und Yacht Rock – mit Chorälen, Orgeln und Piano gebettet auf einem groovigen Fundament und einem breiten Sound, den Schrader in Eigenregie inszeniert hat.
Judith Holofernes
26-04-2023
Judith Holofernes
Judith Holofernes wird Ende 1976 in Berlin Kreuzberg geboren – aber natürlich nicht unter dem Namen Holofernes. Das ist ihr Rock’n’Roll-Pseudonym. Mit sechs Jahren zieht sie mit ihrer Mutter, einer alleinerziehenden Übersetzerin, nach Freiburg im Breisgau. Dort wächst sie zwischen vielen Büchern und queeren Comics auf, geht zur Schule, beginnt irgendwann Gitarre zu spielen und verdient sich ab 14 Jahren erstes Geld als Straßenmusikerin. Nach dem Abi zieht sie zurück nach Berlin und studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Sie bricht das Studium jedoch ab, um verstärkt Musik zu machen. Bereits 1999 entsteht Holofernes erstes Album „Kamikazefliege“ in Eigenregie. Um die Jahrtausendwende gründet sie die Band Wir sind Helden, die beim Popkurs – einem „Kontaktstudiengang Populärmusik“ – in Hamburg entsteht. Direkt der erste Song „Guten Tag“ wird ein Erfolg, das selbstgedrehte Video im Bravo-Foto-Lovestory-Stil läuft auf MTV. Mitte 2003 erscheint das Debütalbum „Die Reklamation“, für das die Band diverse Preise einheimst. Die Band wird immer populärer, die Konzerte immer größer, die Festivalspots immer prominenter. Bis 2010 folgen drei weitere Alben der Helden. Holofernes wird für ihre klugen, witzigen, kritischen, hintersinnigen und bisweilen auch persönlichen Texte gefeiert. 2006 heiraten sie und Schlagzeuger Pola Roy. Noch im gleichen Jahr werden sie erstmals Eltern, 2009 erneut. 2012 beenden Wir sind Helden ihre Karriere, doch nur ein Jahr nach dem Abschied tobt sich Holofernes stilistisch neu orientiert auf ihrem Soloalbum „Ein leichtes Schwert“ aus. 2017 legt sie mit „Ich bin das Chaos“ nach. Auf letzterem kooperiert sie mit dem färöischen Singer/Songwriter Teitur. 2019 zieht Holofernes auf die Crowdfunding-Plattform Patreon um und bekommt dabei Hilfestellung von ihrer neugefundenen Künstlerfreundin Amanda Palmer. Mit „Du bellst vor dem falschen Baum“ hat Holofernes zwischenzeitlich ein Buch mit Tiergedichten veröffentlicht. Sie übersetzt Songs anderer Künstler ins Deutsche, verfasst Beiträge für ihren Blog und hat einen Podcast über Kreativität. Mit ihrem Leben und Schaffen vor allem nach dem Ende von Wir sind Helden befasst sich Holofernes in ihrem 2022 erschienen autobiografischen Roman „Die Träume anderer Leute“, in dem sie mal humorvoll, teils schmerzhaft ehrlich ihre körperliche und seelische Verfassung seziert, aber auch die Schönheit kreativen Arbeitens feiert.
Achan Malonda
15-03-2023
Achan Malonda
Zur Welt kommt Achan Malonda im Juli 1983 in Essen als Tochter einer Kongolesin und eines Sudanesen. Als sie noch ein kleines Kind ist, spielt ihre Mutter ihr Kool & The Gangs 84er-Album „Emergency“ vor. Seitdem spielt Musik eine Hauptrolle in Malondas Leben. 13 Jahre lang singt sie im Essener Kinderchor, später hat sie eine Punkband. 2003 zieht sie nach Freiburg, 2004 nach Stuttgart, 2007 dann nach Hamburg. Dort verkörpert sie bis 2009 Sarabi, eine der Hauptrollen im Musical „Der König der Löwen“. Ab 2012 ist sie immer wieder als Sängerin auf verschiedenen Tracks befreundeter Künstler*innen zu Gast, bis 2019 mit „Mondin“ Malondas erster Song als Solokünstlerin erscheint. Sie tourt mit Laing, Grossstadtgeflüster und Jens Friebe, tritt auf Showcase-Festivals wie c/o pop, Pop-Kultur Berlin und dem Reeperbahnfestival auf. Ihre Vorbilder: Hildegard Knef und Grace Jones. 2013 zieht sie nach Berlin. Die Stadt nennt sie ihre Wahlheimat. Aischan Malonda arbeitet als Sängerin, Texterin, Moderatorin. Sie beschreibt sich als Elektrik Diva. Aber: Sie ist auch Aktivistin und Schwarze Queerfeministin, spricht auf Panels, moderiert Podcasts, gibt Workshops. Malonda setzt sich immer wieder mit dekolonialen Identitätsfragen, mit inklusivem Feminismus, Sexismus und Rassismus auseinander, versucht über ihre Plattformen intersektionale Ansätze im Deutschen Diskurs zu verankern. All das mit Selbstbewusstsein und gerne einer satten Portion schwarzen Humors. Ende 2022 erscheint ihr Debütalbum „Mein Herz ist ein dunkler Kontinent“.
Dr. Mark Benecke
04-01-2023
Dr. Mark Benecke
Geboren wurde Mark Benecke 1970 im oberbayerischen Rosenheim. Sein Abi macht er in Köln, studiert dort später Biologie mit dem Nebenfach Psychologie. Seine Abschlussarbeit über genetische Fingerabdrücke absolviert er mit summa cum laude. Kein Wunder, dass er später an der FBI Akademie seine Ausbildung macht und diverse Fachliteratur-Bestseller veröffentlicht. Benecke ist unbestritten einer der hellsten Köpfe Deutschlands; ein schnell denkender, schier alles wissender Super-Telefonjoker. Einer, der präsent ist in Radio, TV und auf der Bühne – und der es trotzdem schafft, allerhand skurrilen Hobbys nachzugehen. Seit bereits 1999 bereichert er die samstägliche Sendung „Die Profis“ auf RadioEins vom RBB mit seinen Beiträgen zu aktuellen wissenschaftlichen Themen. Er hat als Kolumnist von der Frankfurter Rundschau bis hin zum TätowierMagazin gearbeitet. Vielleicht ist er gar die am stärksten tätowierte Person des öffentlichen Lebens in Deutschland. Er ist der Punk – respektive Goth – unter den Kriminalbiolog*innen, ausgezeichnet mit der Ehrenkriminalmarke und Silbernen Ehrennadel des Bundes Deutscher Kriminalbeamter und internationaler Repräsentant für die North American Forensic Entomology Association. Außerdem ist Benecke in Nordrheinwestfalen Vorsitzender für die Partei Die Partei. Er lebt vegan und unterstützt die Tierrechtsorganisation PETA. Irgendwie schafft er es obendrein seit 1995 Mitglied der Deutschen Zoologischen Gesellschaft zu sein und sich als Donaldist und Dudeist auszutoben. Und weil Benecke sich auf besondere Art und Weise für Wissenschaftsvermittlung einsetzt, wurde er 2019 geehrt, indem nach ihm die Tierart Astrophiura markbeneckei – ein Schlangenstern aus der Tiefsee – benannt wurde. 2022 folgt die neu entdeckte Waffenfliegen-Art Ptecticus benecki, die gefunden wurde in Fledermauskot in einer Höhle in Kolumbien.
Frank Spilker
28-09-2022
Frank Spilker
Frank Spilker kommt 1966 im ostwestfälischen Herford zur Welt als Sohn eines Gärtnerei-Inhabers und wächst nebenan in Bad Salzuflen auf. Erste musikalische Erfahrungen sammelt er Anfang der 80er in Projekten wie Jetzt! und The Discount. Ab 1985 ist er – immer noch in Bad Salzuflen – Mitbegründer des Indie-Label Fast Weltweit, bei dem auch Bernd Begemann und später Blumfeld-Kopf Jochen Distelmeyer sowie Bernadette La Hengst mitmischen. Den Zivi macht er 1986 in Hannover, 1989 zieht er nach Hamburg, wo er bis heute vornehmlich lebt. Dort gründet er 1991 die Band, der er bis heute vorsteht: Die Sterne. Deren erstes Album „Wichtig“ kommt 1993 raus. Am 16. September 2022 ist mit „Hallo Euphoria“ das mittlerweile zwölfte Album von Die Sterne erschienen. Zwischenzeitlich – genau: 2008 – geht Spilker mit der Frank Spilker Gruppe fremd. Aus dieser Affäre entsteht das Album „Mit all den Leuten“. Längst hat Spilker auch andere Projekte verfolgt. Einen Soundtrack, ein Hörspiel, ein Hörbuch, zehn Jahre lange eine Radiosendung auf ByteFM und 2013 erscheint sein Roman „Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen.“ Spilker ist Mitglied des PEN Berlin, einer Schriftstellervereinigung – was nur folgerichtig ist, schließlich hat er neben Jochen Distelmeyer und Tocotronics Dirk von Lowtzow innerhalb der sogenannten Hamburger Schule der deutschsprachigen Musik Charakter, Charme, Intellekt, Lakonie, Lässigkeit und Witz verliehen. Und das gelingt Spilker bis heute.